Diskussion zur MINUSMA – Bundeswehr raus aus Mali

Für eine Fortsetzung der Diskussion zum Mali-Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der UN-Mission MINUSMA.

Diskussionsbeitrag der IMI (Informationsstelle MilitarisierungTübingen)

IMI-Analyse 2020/21

Wer Militäreinsätze unterstützt, muss sich auch für deren Dynamiken interessieren

Konkrete Fragen zu den Forderungen von Afrique-Europe-Interact an die Bundesregierung

von: Christoph Marischka | Veröffentlicht am: 20. April 2020

Drohende Ausweitung der Bundeswehr-Einsätze in Mali

Bereits im November 2019 hatte die deutsche Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer für das Frühjahr 2020 eine Debatte über eine Ausweitung der Bundeswehr-Einsätze in Mali und den umliegenden Staaten angekündigt.1 Tatsächlich steht spätestens im Mai die Verlängerung der Mandate für die Beteiligung an der EU-geführten EU-Trainingsmission EUTM Mali und der UN-geführten Mission MINUSMA im Bundestag an. Dazwischen hat v.a. Frankreich, das im Rahmen seiner unilateralen Operation Barkhane allein im November 2019 13 Soldaten beim Absturz zweier Hubschrauber in Mali verloren hatte, den Druck auf seine europäischen „Partner“ erhöht, ihr militärisches Engagement in der Region zu verstärken. Am 23. März hat dann die Europäische Union ihr Mandat für den EUTM-Einsatz um ganze vier Jahre verlängert und räumlich wie inhaltlich erweitert.2 Deutschland ist sowohl am EUTM-Einsatz, wie auch an der Mission MINUSMA in zentraler Funktion beteiligt. Die aktuelle Mandatsobergrenze für die Beteiligung der Bundeswehr an EUTM beträgt 350 bei einem aktuellen Gesamtumfang von 745. Bei MINSUSMA können aktuell bei einem Gesamtumfang von nahezu 14.000 Kräften bis zu 1.100 Soldat*innen der Bundeswehr eingesetzt werden, die mit sog. „Hochwertfähigkeiten“ – strategischem und taktischem Lufttransport, Aufklärung u.a. mithilfe von Heron-I-Drohnen und in der Vergangenheit auch Kampfhubschraubern – ein Rückgrat der Mission stellen.
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Stoppt MINUSMA!

Die Welt nach Corona wird jetzt ausgehandelt. Im Mai will der Bundestag die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mission MINUSMA (Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali) verlängern, wenn bis dahin nicht Zusammenkünfte des Bundestags abgeschafft sind und die Bundesregierung nur noch mit Dekreten regiert.

Am 13. Januar war ein Vertreter von Afrique-Europe-Interact als Sachverständiger in einem Bundestagsausschuss, wo über MINUSMA verhandelt wurde. Olaf Bernau (von Afrique-Europe-Interact) empfahl dabei eine Verstärkung der zivilen Komponenten von MINUSMA, bescheinigte der Militärintervention jedoch auch positive Wirkungen und plädierte für ihre modifizierte Fortführung. [1] Auf der Website des Bundestags wird sein Beitrag mit dem Satz „Minusma hat zur Stabilität in Mali beigetragen“ zusammengefasst. [2] Geostrategische Interessen von Deutschland und Frankreich in der Sahel-Region [3] blendet er aus und scheint deren Militärinterventionen auf eine humanitär begründete Hilfe zu reduzieren.

Nicht nur wir sind entsetzt, wie sich hier linke Aktivist*innen dem Staat als Berater*innen für militärisch-zivile Interventionen in Afrika andienen. Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung hat einen Kommentar geschrieben, den wir hier wiedergeben.

Wir hoffen auf eine breite Debatte zu diesem Thema.

Für uns gilt:

Sofortiger Abzug aller ausländischer Armeen aus Afrika!
Stoppt Rüstungsexporte!

[1] https://afrique-europe-interact.net/1836-0-Beteiligung-an-Ausschusssitzung-Bundestag-01-2020.html

[2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw03-pa-zivile-krisenpraevention-676012

[3] Siehe dazu: Moussa Tchangari: Im Zentrum der Begehrlichkeiten, https://www.medico.de/im-zentrum-der-begehrlichkeiten-17391/; Bernhard Schmid: Ökonomische und geostrategische Interessen internationaler
Akteure im Sahel,
https://a0b266f5-be66-44cb-8363-62080c76682f.filesusr.com/ugd/269c45_b610cc7e4ac842d88f6c656251fad0cc.pdf Seite 11 ff.

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übernommen von

http://www.imi-online.de/2020/03/16/grundsaetzliches-missverstaendnis-der-deutschen-aussenpolitik-in-mali/
IMI-Analyse 2020/12

Grundsätzliches Missverständnis der deutschen Außenpolitik in Mali
Afrique-Europe-Interact und das Phantasma militärisch gestützter Selbstermächtigung

von: Christoph Marischka | Veröffentlicht am: 16. März 2020

2013: Solidarische Kontroverse zur Aufrüstung Malis

Bereits im Zuge der von Deutschland unterstützten französischen Militärintervention Anfang 2013 in Mali kam es zu einer Kontroverse zwischen der Informationsstelle Militarisierung und dem Aktivist*innen-Netzwerk Afrique-Europe-Interact (AEI). AEI hatte damals darauf hingewiesen, dass die lokalen Partner*innen des Netzwerkes in Mali die französische Intervention durchaus begrüßten und auf hiesige Proteste dagegen mit Unverständnis reagieren würden. Trotzdem wollte sich das Netzwerk die Unterstützung der Intervention nicht zueigen machen und verwies auf die langfristigen Interessen der französischen Außenpolitik und die möglichen negativen Folgen einer externen militärischen Intervention. Zugleich unterstützte das Netzwerk tw. Forderungen nach militärischer Ausbildungshilfe durch Deutschland und die EU und die Freigabe von Waffenlieferungen. „Vor dem Hintergrund der hiesigen Debattenkonstellation in Sachen Krieg & Frieden“ nahm AEI damals jedoch etwas verdruckst Abstand davon „offensiv logistische Ausbildungshilfe für die malische Armee“ zu fordern und beließ es bei sporadischen Forderungen und allgemeinen Formulierungen, wonach das malische Militär gestärkt und unterstützt werden müsse, um Frieden im Land zu schaffen. Die Ambivalenz einer entsprechenden Positionierung wurde treffend auf den Punkt gebracht: „Unsere Botschaft [an unseren malischen Mitstreiter*innen] lautete, dass es einen kaum bewältigbaren Spagat darstellen würde, einerseits die sofortige Schließung von Waffenherstellern wie Heckler & Koch zu fordern, sich andererseits aber mit Blick auf die spezifische Situation in Mali für den Export von Waffen einzusetzen“.1 Weiterlesen

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Appell zur Corona-Lage

Gesundheitsversorgung sicherstellen! Lager auflösen! Menschen und ihre Rechte schützen!

Ein gemeinsamer Appell von We’ll Come United, Landesflüchtlingsräten und bundesweiten Medibüros/Medinetzen

Während Bundes- und Landesregierungen in nahezu allen Lebensbereichen strikte Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung der COVID-19-Epidemie ergreifen, werden Geflüchtete in den Lagern (Aufnahmeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünften, sogenannten Ankerzentren) und in der Abschiebehaft sowie Illegalisierte und Menschen ohne Krankenversicherungsschutz nur unzureichend geschützt. Aufgrund der engen Belegung und der meist gemeinschaftlichen Nutzung von Bädern, Küchen und anderen Flächen sind die in den Sammelunterkünften untergebrachten Menschen besonders gefährdet, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Gleichzeitig haben sie aufgrund mangelnder Informationen, geringerer finanzieller Mittel und oft fehlender sozialer Netzwerke nur wenig Möglichkeit, sich an die gegenwärtige Situation anzupassen.

We’ll Come United, die Landesflüchtlingsräte, die bundesweiten Medibüros/Medinetze und viele weitere Organisationen und Initiativen appellieren an die Bundes- und Landesregierungen, dem dynamischen Epidemiegeschehen sofort zu begegnen, Gesundheitsversorgung für alle zu garantieren und einen Leerzug der Massenunterkünfte zu veranlassen. Geflüchtete, die den Risikogruppen angehören, müssen unverzüglich einen adäquaten Schutzraum und angemessene Versorgung erhalten – zum Schutz der Einzelnen und zum Schutz aller Menschen in dieser Gesellschaft. Weiterlesen

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Kundgebung gegen Berlin Security Conference

Dienstag, 26. November 2019 von 17:00 bis 20:00
Landsberger Allee 106, 10369 Berlin

Sicherheit – aber für wen?

Menschen schützen, statt Grenzen sichern. Wie viele sollen für eure Sicherheit noch sterben?

Vom 26.-27.11. findet in Berlin eine der größten Sicherheits- und Verteidigungskonferenzen Europas statt – die Berlin Security Conference. Gastgeberland ist dieses Jahr Italien. Anwesend sind verschiedene Verteidigungsminister*innen, Außenminister*innen, ranghohe Militärvertreter*innen (Chief of German Navy, Chief of Italian Army, Chief of Italian Navy,…) und die Vorsitzenden verschiedener Rüstungsunternehmen wie der italienischen Firma Leonardo. Leonardo produziert u.a. Drohnen für Frontex.

Wir können uns vorstellen über wessen Sicherheit hier geredet wird. Über die Sicherheit der Profite von Rüstungsunternehmen und Europas Vormachtstellung. Um das Leben der Menschen, die durch Waffenexporte und an Europas Grenzen sterben, geht es offensichtlich nicht. Die steigenden Zahlen der bewaffneten Konflikte und der Menschen, die auf der Flucht sterben, sprechen für sich.

Kommt zu unserer Kundgebung! Zeitgleich findet auf der Konferenz das Podium zur Sicherheit im Mittelmeer und in Nordafrika statt.

Gegen Rüstungsexporte, Abschottung und Aufrüstung!

Von: Corasol und Rheinmetall entwaffnen
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Mural/Wandbild: 30 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Festung Europa

9. November 2019: keine Reise- und Bewegungsfreiheit für alle Menschen – es gibt nichts zu feiern

Wir haben am 21. Oktober ein 6 × 3 Meter großes Mural/Wandbild an der Hauswand des Hauses in der Oranienstraße 1/Manteufelstraße 42 angebracht, auf dem steht:

„30 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Festung Europa – gegen die Feier der Heuchler“

Am 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer geöffnet, DDR-Bürger_innen konnten gefahrlos in den Western reisen. Gleichzeitig wurden die neuen Mauern und die Grenzabschottung der EU geplant, das Abschottungssystem der EU auf den Osten Europas und inzwischen bis in die Sahelzone ausgedehnt.

Die NGO United berichtet von 36.570 Menschen (Stand April 2019), die auf dem Weg in die EU starben. Die 36.570 Menschen, die an der tödlichsten Grenze der Welt starben, sind nur die Menschen, deren Leichen gefunden und gemeldet wurden. Es wird davon ausgegangen, dass dreimal so viele Menschen auf dem Weg in die EU starben. Weiterlesen

Gegen das neue Mauerregime in Europa

Mittwoch, 6. November
18.00 Uhr
Checkpoint Charly

Vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer, an der viele Menschen ihr Leben gelassen haben. Im Jubiläumsjahr 2019 gibt es eine Vielzahl von Gedenkveranstaltungen, die auf den menschenverachtenden Charakter dieses Bauwerkes und des dahinterstehenden Grenzregimes der DDR verweisen werden. Wir wollen dies zum Anlass nehmen, um das neue Mauer- und Grenzregime in Europa anzuklagen.

Wie können wir den Zusammenbruch eines Abschottungssystems feiern, während tagtäglich Hunderte an den europäischen Außengrenzen sterben oder in Lagern wie Schwerkriminelle eingesperrt und zum Teil sogar gefoltert werden?

Warum dulden wir, dass dieselben Politiker und Institutionen, die den Fall der Berliner Mauer als Akt der Freiheit preisen, gezielt die Militarisierung der Außengrenze und Vorverlagerung der europäischen Grenzen weit in den afrikanischen Kontinent hinein betreiben und dabei den Tod von Zigtausenden in Kauf nehmen?

Wir wollen uns nicht länger mit der Doppelmoral „schlechte Mauern, gute Mauern“ und dem dahinterliegenden Modell einer exklusiven europäischen Gemeinschaft abfinden. Wir rufen deswegen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Mauergedenken auf!

Lasst uns das in der Vergangenheit geschehenes Unrecht nicht ignorieren oder relativieren! Lasst uns zugleich der zunehmend rassistischen und nationalistischen Stimmung in Europa, der Kriminalisierung von Migration, Fluchthelfer*innen und Seenotretter*innen eine solidarische, weltoffene und gerechte Perspektive entgegensetzen!

Mit Redebeiträgen von Renate Hürtgen – Aktivistin der ehemaligen linken DDR-Opposition,
Vertreter*innen von Corasol und RadiHum
Mit Unterstützung von Netzwerk Selbsthilfe
RADIkale HUManist*innen

Protest gegen Franc-CFA

Samstag, 14. September
12 Uhr
Pariser Platz
Berlin

Kann man Geld entführen?
Der Franc-CFA – das Unglück Afrikas – wird in Frankreich gedruckt.
Einer der wesentlichen Gründe für die „Unterentwicklung“ der Länder des frankophonen Afrikas ist die Währung Franc-CFA: Sie wurde im Jahr 1945 in den Kolonien Frankreichs eingeführt und ist bis heute ein Überbleibsel des alten Kolonialregimes.
Die CFA-Länder sind ihrer Möglichkeiten beraubt, eine eigene Wirtschafts- und Entwicklungspolitik zu betreiben, da sie nur sehr beschränkt auf ihre eigenen Finanzmittel zugreifen können: Auch heute noch müssen von den CFA-Ländern 50-70% ihrer Export-Erlöse für Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte bei der französischen Zentralbank hinterlegt werden.
Am 14. September 2019 finden in zahlreichen Städten Afrikas und Europas Demonstrationen gegen die Kolonialwährung Franc-CFA statt. Auch in Berlin!
Weg mit der Kolonialwährung Franc-CFA!
Für eine echte Souveränität der afrikanischen Länder!

Organisiert von: Afrika-Europa: Gemeinsam stark und Corasol